Bildungspotentiale im Anime
Image Design
Hintergründe sind filigran und fein gezeichnet, was den Detaillierungsgrad erhöht. Zudem sind auch die Farbübergänge fließend, was die Hintergründe in sich stimmig macht. Fahrzeuge und Charaktere sind dagegen mit einfacher gezeichnet und haben klare Konturen und Schattierungen. Somit heben sich diese in ihrem Stil vom Hintergrund ab und fokussieren die Handlung auf das Bewegte. 

Hinsichtlich der Gestaltung der Protagonisten lassen sich allgemeine Eigenschaften ausmachen. Positiv besetzte Charaktere haben rund geformte Augen (Kaneda, Takashi oder Taori) während harte bzw. ernste Charaktere kantig enge Augen besitzen. Daneben sind für die Charakterisierung der Protagonisten die unterschiedlichen Körpergrößen maßgeblich. Oberst Shikishima ist beispielsweise eine überaus große und muskulöse Person, dessen Faust die Größe eines Kopfes hat (vgl. Otomo 1988, 01:36:32). Sein indirekter Widersacher Nezu ist dagegen sehr klein und aufgeschwemmt. Sein hinterlistiger Charakter wird durch seine vordere Zahnpartie und eine mausgrau wirkende Haut, welche an eine Ratte erinnert und entsprechende Gesichtszüge visualisiert (vgl. ebd., 01:15:29).  

Zudem wird im Film eine Kontrastierung zwischen jungen und älteren Charakteren vorgenommen. Hierbei sind ältere Protagonisten durch Falten im Gesicht hart gezeichnet. Mit zunehmenden Alter werden die Konturen durch Altersflecken und schlaffe Haut, welche durch mehrere weiche Striche visualisiert wird, schwammiger. Dagegen werden die jungen Protagonisten, wie beispielsweise die Motorradgang um Kaneda, kaum durch Falten konturiert und wirken dadurch fast noch kindlich. Hinsichtlich dieser Dreiteilung der Altersgruppen, wirken die „blauen Kinder“ befremdlich, da sie durch ihre hohe Stirn, großen Augen und kleinen Münder zum einen kindlich und durch ihre fielen Falten und ihr bleiches Haar zum anderen sehr alt wirken.
Colour and Line
Hinsichtlich der Farbgebungen fällt in Akira auf, dass es nur wenige Szenen gibt, welche am Tag stattfinden. Hierbei wird Neo-Tokio in matten Pastelltönen gezeigt, was eine triste unnatürliche Atmosphäre erzeugt. Als beispielsweise Kaneda und Kei aus dem Polizeigewahrsam entlassen werden, sieht man das Stadtbild in braunen, gelben und grauen Tönen. Auch die Kleidung der Protagonisten hat ein blasses rotbräunliches Aussehen und hebt sich nur schwach ab (vgl. ebd., 00:17:00).

Der Großteil des Films spielt sich im nächtlichen Neo-Tokio ab. Hierbei gibt es grundsätzlich zwei nächtliche Fassetten. Zum einen das das mit Leuchtreklamen bunt schillernde Neo-Tokio und zum anderen dass von Protesten erschütterte Neo-Tokio, welches in dunklen Blautönen und low-key-Optik gezeigt wird. In diesen low-key-Szenen bilden rote Gegenstände, Kleidung und physische Effekte wie Feuer oder Rauch einen starken Kontrast. Durch diese farbliche Kontraste erhalten die Bilder zentrale Blickpunkte. Insofern dienen die roten Hervorhebungen als Cues.
Hinsichtlich dieser vorherrschenden nächtlichen Farbgebungen bilden die „blauen Kinder“ einen starken Kontrast. Hierbei werden die Kinder mit ihrer blaßblauen Haut hervorgehoben, indem ihre Umgebung in gelben und rötlichen Tönen dargestellt wird. Diese Farbgebungen wirken daher wie ein Negativbild[1] zum Neo-Tokio-Setting. Als beispielsweise Tetsuo durch Takashi verunglückt, wird Takashi in einem gelblich-roten Licht gezeigt, wodurch seine Haut blau-grau und seine Haare gelb und somit befremdlich. Als Kontrast dazu ist in dieser Szene Kaneda zu sehen, welcher durch das brennende Motorrad rötlich wirkt. Der Hintergrund ist dagegen dunkel-bläulich (vgl. ebd., 00:10:11).

Hinsichtlich der Linien im Film lässt sich sagen, dass diese in den Szenen welche in der Gegenwart spielen klar und hart sind. Somit sind auch die Schatten klar und hart gezeichnet. Lediglich die seltenen Erinnerungssequenzen werden im Film durch leuchtende, diffuse Konturen und blasse Farben visualisiert und heben sich durch diese von der klar konturierten Gegenwart im Film ab.
Movement and kinetics
Das Movement im Film ist komplex gestaltet. Insbesondere die Gesichtsanimationen der Protagonisten sind detailliert dargestellt, so dass relativ realistische Bewegungen und Emotionen erzeugt werden. Um das Bild lebendiger zu machen werden neben den Gesichtern auch Schatten und einzelne Gegenstände animiert. Als Oberst Shikishima beispielsweise mit einem Wissenschaftler spricht, bewegt sich nicht nur das Gesicht des Wissenschaftlers. Ein Drucker druckt daneben unablässig Diagramme und einzelne Leuchtelemente werfen aus einer Ecke heraus verschiedene Schatten und machen die Szene sehr lebendig. Das besondere ist hierbei, dass die Schatten als Cue fungieren. Oberst Shikishima blickt über den Wissenschaftler misstrauisch zu diesen Schatten und erkennt dadurch, dass die Visualisierung des Pattern von Tetsuo sehr stark schwankt (vgl. ebd., 01:35:57f).

Die Stadt Neo-Tokio wird im Film dagegen relativ statisch dargestellt. Durch den Einsatz mehrerer  Ebenen, welche sich unterschiedlich schnell bewegen, wird ein Tiefeneindruck erzeugt. Hinsichtlich der katastrophalen Entwicklung des Films, dienen vor allem Raucheffekte ebenfalls als tiefenerzeugendes Element. Hierbei besteht der Bildhintergrund meist aus einem oder zwei Bildern. Durch die Platzierung einzelner Rauchschwaden und der Anpassung der Größen (abhängig vom Ort der Detonationen), wird der Eindruck einer Distanz in der Raumtiefe erzeugt.

Hinsichtlich der Motorräder im Film werden deren Bewegungen in der Nacht durch einen rötlichen Lichtschweif unterstützt. Dadurch wird zum einen die Dynamik der Fahrt, welche meist schnelle Manöver beinhaltet, optisch verlängert. Zum anderen wird auch ein Tiefeneindruck durch einen sich verjüngenden Schweif erzeugt. Eine sehr markante Szene, welche die Tiefeneffekte verdeutlicht findet sich am Anfang des Films, als Kanedas Motorradgang die „Clown“-Gang verfolgt. Hierbei wird das Wegbewegen von der Stadt durch drei sich unterschiedlich schnell auseinander bewegenden Stadtebenen visualisiert. Als einer der Clowns einen Molotowcocktail auf die Straße schmeißt, entsteht an dieser Stelle eine Rauchwolke, welche entsprechend der Bewegung skaliert wird und Geschwindigkeit verdeutlicht. Zudem werden die schnellen Bewegungen bzw. die Geschwindigkeit der Motorräder auch durch die roten Schweife hervorgehoben (vgl. ebd., 00:10:11-00:12:00).

[1] Diese Farbnegation wird mit Blick auf die Farblehre durch Komplementärfarben erreicht
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