Bildungspotentiale im Anime
Mit Blick auf das Forschungsfeld „Anime“ stellt sich zunächst die Frage nach der Relevanz. Diesbezüglich konstatiert MacWilliams: 
„[…]manga and anime are important to study for two reasons: first they are a key part of contemporary Japanese mass visual culture, and second, they play an increasingly role in the global mediascape of electronic and print media that is shaping the collective imaginations, experiences, and feelings of people throughout the world“ (MacWilliams 2008, 5).

Der Anime ist also inzwischen ein globales Phänomen, welches seinen Ursprung in Japan hat. Die Ursache, dass  Manga und Anime global anschlussfähig sind, d.h. rezipiert werden, liegt nach Bolton, Csicsery und Tatsumi in seiner thematischen Anschlussfähigkeit insbesondere an den westlichen Kulturkreis. Mit Blick auf Science Fiction aus Japan konstatieren sie, dass schon bei der Produktion aus wirtschaftlichem Interesse Wert darauf gelegt werde, dass die Storys doppelt kodiert seien; d.h. dass Japaner wie auch Nicht-Japaner diese nachvollziehen können (vgl. Bolton/Csicsery-Ronay/Tatsumi 2007, x).

MacWilliams verweist in diesem Zusammenhang auf den Begriff der „Soft-Power“. Aus dieser Perspektive sei der Anime bzw. Manga als diplomatisches Werkzeug zu verstehen, mit welchem zum einen das Bild von Japan geprägt würde und zum anderen auch mediale Inszenierungen bzw. Inszenierungsformen. Hierbei verweist er beispielhaft auf den Irak, in welchen japanische Organisationen Sticker von Captain Tsubasa auf ihre Fahrzeuge klebten, um ein positives Bild zu vermitteln, da die Serie im Irak beliebt und bekannt sei (vgl. MacWilliams 2008, 15f). Hinsichtlich der kulturellen Prägungskraft, verweist er auf amerikanische Produktionen wie „The Adventures of CosmoGIRL“, welche an die Stil des Mangas bzw. Animes adaptiert haben (vgl. MacWilliams 2008, 17). Als europäisches Beispiel sei der serbische Animationsfilm „Technotise“ genannt, welcher durch die Stilmittel des Anime eine Sciene-Fiction-Geschichte in Serbien erzählt. 

Es stellt sich letztlich mit Blick auf den japanischen Anime die Frage, welche Relevanz man den spezifischen kulturellen Gehalten einräumt. Hierbei lassen sich zwei Positionen ausmachen. Die erste Position, zu deren Vertretern Antonia Levi gezählt werden kann, welche es für einen westlichen Zuschauer für schwierig hält sich die Inhalte zu erschließen. Insofern konstatiert sie:
„It’s simply not possible to watch anime (Japanese animation) without picking up a smattering of knowledge about Japanese customs and beliefs“ (Levi 1996, ix). Als Beispiel nennt sie den Anime „Tale of Genji“ und begründet dies folgendermaßen:
„Americans find the anime version of Tale of Genji difficult to understand. That’s partly because the subtitles are difficult to read, but mostly because the movie has a dreamy, drifting quality and scenes follow one another without explanation or connection. Americans are not sufficiently familiar with the novel to fill in the gaps between scenes. Japanese audiences don’t have that problem; Tale of Genji is required reading in their schools“ (Levi 1996, 28; Herv. i. Orig.).

Die zweite Position, zu der u.a. MacWilliams zählt, kritisiert die erste Position, da diese im Manga und im Anime immer eine zu Grunde liegende „japanische“ Essenz sehen würden und die Analysen daher überformt würden:
„Given manga and anime’s globalization, we must avoid essentializing the themes, content, and aesthetic qualities of manga and anime as indicative of a uniquely distinctive Japanese culture“ (MacWilliams 2008, 17).

Picture
Startseite
Picture
nach oben
Picture
Nächste Seite